Niedliche Kälber, viel Muskelkater und ein bisschen Heimweh

Foto Kälberhort: Linda, Merlin und Merve im Kälberhort.
Linda, Merlin und Merve im Kälberhort
„So ein Mist“, flucht Linda leise in sich hinein. Schon zum dritten Mal ist ihr auf der buckligen Koppel die volle Schubkarre umgefallen. Die 14-jährige Schülerin aus Berlin absolviert zusammen mit Ihrer Freundin Merve eine sogenannte Herausforderung im Kälberhort. Eine ihrer Aufgaben: Stall ausmisten.

Herausforderung heißt, dass die Schülerinnen für drei Wochen unterwegs sind, um ihre sozialen und körperlichen Grenzen zu erproben. Selbst organisiert und außerhalb Berlins. Dabei müssen sie mit 150 Euro auskommen. Sie sind mit dem Rad angereist, schlafen im Zelt und arbeiten im Kälberhort für ihre Verpflegung.

Foto Kälberhort: Unbeliebt aber notwendig: Stallausmisten
Unbeliebt aber notwendig: Stall ausmisten
Foto Kälberhort: Skeptisch nähern sich die Kälber den angebotenen Äpfeln.
Skeptisch nähern sich die Kälber den angebotenen Äpfeln.
Foto Kälberhort: In vielen Milchviehanlagen stehen die Kälber in Boxen.
In vielen Michviehbetrieben stehen die Kälber in Boxen.
Foto Kälberhort: Von Hand zu melken ist gar nicht so leicht.
Von Hand zu melken ist gar nicht so leicht.
Foto Kälberhort: Zweimal täglich muss Merlin gefüttert werden.
Zweimal täglich muss Merlin gefüttert werden.
Foto Kälberhort: Merlin erträgt das Fiebermessen geduldig.
Merlin erträgt das Fiebermessen geduldig.
„Die Arbeit ist krass anstrengend und manchmal fällt es schwer, nicht die Lust zu verlieren, z.B. beim Freischneiden endloser Elektrozäune. Mehr als einmal haben wir dabei aus Versehen die Stromlitze zerschnitten. Aber Maik ist sehr nett und verständnisvoll, wenn man Fehler macht oder überfordert ist“, erzählt Merve.

„Ausmisten war definitiv das Schlimmste! Am Anfang hatte ich etwas Heimweh, aber dann hatte ich nur noch Muskelkater“, stöhnt Linda.

Doch die Arbeit mit den Tieren entschädigt für die Schinderei. Täglich haben die Mädchen die älteren Kälber Stettin und Salvia mit Äpfeln gefüttert, damit die schüchternen Tiere Vertrauen gewinnen. Das war wichtig, weil Linda und Merve die Tiere später auf eine andere Weide zu den großen Rindern führen sollten.

Die Schülerinnen haben schnell gelernt, wie sie sich in der Herde verhalten müssen: ohne hektische Bewegungen und außer Reichweite von Tritten, denn Rinder treten sowohl nach hinten als auch zur Seite aus. Bei den frei herumtollenden Kälbchen muss man besonders aufpassen.

„Wir haben viel Neues erlebt", findet Linda. "Zum Beispiel haben wir uns eine große Milchviehanlage angeschaut und wie die Kälber dort einzeln in engen Boxen stehen. Wir durften probieren, von Hand zu Melken."

"Maik hat uns auch zu einer öffentlichen Anhörung zum Neubau eines Stalls für 3000 Kühe mitgenommen. Das war ermüdend und wir haben gar nicht so richtig verstanden, worum es da genau ging. Aber einige Leute waren sehr wütend und betroffen, eine Frau hat sogar geweint“, ergänzt Merve.

In der zweiten Woche wurde ein drei Tage altes Bullenkalb neu in den Kälberhort aufgenommen. Die Mädchen haben es Merlin getauft, von MERve und LINda. Fortan war es ihre Aufgabe, das zutrauliche und verspielte Kalb zu füttern und zu pflegen. Zum Glück hat Merlin sofort gut getrunken, und seine Gelenkschwellung klang rasch ab.

„Maik und Tanja haben uns versprochen, regelmäßig Fotos von Merlin über WhatsApp zu schicken. Aber wir wollen in den Ferien wieder herkommen, um uns persönlich davon zu überzeugen, dass es unserem schnuckeligen Schützling gut geht“, sind sich beide einig.


Fotos: Merve, Linda und Maik
September 2015